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Die Geschichte des Chaos

 

Kapitel 1: Tod und Verfall

Lachend lief eine Gruppe Kinder durch die enge Gasse des kleinen Dorfes. Der herrliche Sommerabend tauchte den Himmel in ein warmes rot. Ein Vogelschwarm flog gerade in Formation über den Köpfen der Kinder, die nun das Ende der Gasse und somit den Dorfplatz erreicht hatten. Ein kleines Mädchen entfernte sich aus der Gruppe und lief auf ihren Vater zu, der sie herzlich in die Arme nahm und sie fest drückte. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und streichelte durch ihr blondes Haar.
Habt ihr schön gespielt?“
Wir haben fangen gespielt, aber ich habe die anderen wieder nicht bekommen!“, schmollte sie trotzig. Ihr Vater lachte nur und nahm sie auf den Arm.
Eines Tages wirst du sie schon bekommen. Du musst nur noch etwas wachsen und fleißig üben.“, munterte er sie auf.
Zusammen schlenderten sie auf den Marktplatz, wo sie Brot und Gemüse für ihr Abendessen kauften und verschwanden schlussendlich in einem großen Wohnraum in einer Gasse.

Später am Abend war der Wirt gerade dabei einen Tisch zu reinigen, den Gäste dreckig hinterlassen hatten, da trat der Vater in die Taverne. Der Wirt sah auf und rief ihm zu: „He Rupert. Du noch so spät hier?“. Rupert nickte nur und saß sich auf einen Hocker an der Theke und wurde einige Augenblicke später auch schon bedient. 
Was darf es denn sein, Rupert?“, der Wirt lächelte aufgesetzt.
Ein Bier.“ bekam er trocken als Antwort.
Geht es dir nicht gut?
Meiner Tochter geht es nicht so gut. Sie hat plötzlich schweres Fieber und muss ständig husten. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Ich war bereits bei einem Heiler. Der gab ihr nur ein paar Kräuter und sagte, er könne auch nicht helfen.“. Rupert wirkte verzweifelt. Seine Tochter war sein ein und alles. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt. Jeder kannte diese traurige Geschichte in dem kleinen Dorf. Rupert der talentierte Baumeister, der sogar schon für den König arbeiten durfte. Leona, die erfolgreiche Bäckermeisterin, deren Backwaren weit über das kleine Dorf hinaus bekannt waren. Sie waren ein glückliches Paar, wie in einem Bilderbuch. Der Wirt sah ihn mit traurigen Augen an.
Das wird schon. Ich habe von ein paar Leuten gehört, die das selbe Problem haben. Es soll wohl nur eine leichte Krankheit sein. Nichts schlimmes. Ein paar wurden schon wieder gesund“, log er. Das was er wirklich gehört hatte, wollte er Rupert nicht sagen.
Red' doch kein Scheiss.“, raunte eine Stimme ein paar Plätze weiter.
Sie sind elendig krepiert!“, fügte der Mann brüllend hinzu.
Rupert schreckte auf und starrte den Mann an.
Sei ruhig, du besoffener Nichtsnutz“, schnauzte der Wirt zurück
Was meint er damit?“, hackte Rupert neugierig nach.
Nervös wischte der Wirt sich mit der Hand durch das Gesicht und blies dann die Luft bedrückt aus den Nasenlöchern.
Vielleicht hab ich nicht ganz die Wahrheit gesagt.“, er lächelte entschuldigend, wurde dann aber wieder ernst, „Vor ein paar Tagen kam ein Mann in unser Dorf. Niemand kennt ihn. Seit dem werden die Menschen hier krank und keiner weiß warum.
HEXENMEISTER, EIN VERDAMMTER HEXENMEISTER“, grölte der besoffene so laut, dass für kurze Zeit stille in der Taverne herrschte und alle zu den drei an den Tresen sahen. Rupert sah erst zu dem Schreihals und dann in die Gesichter der anderen, in denen er Angst sah. Es schien etwas wahres an der Geschichte zu sein, dachte er.

Rupert bezahlte den Wirt und ging zurück zu seiner Tochter, die in ihrem Bett lag. Er sah auf den Schaukelstuhl rüber, wo ihre Großmutter saß und nickte ihr dankend zu. Sie hatte den ganzen Abend auf ihre Enkelin aufgepasst. Auch sie wollte nach dem Verlust ihrer eigenen Tochter nicht noch ein Familienmitglied verlieren. Doch sie wusste, was Rupert erwarten würde.
Mühsam drückte sie sich aus dem Stuhl und wollte das Zimmer verlassen. Im Vorbeigehen sah sie Rupert in die Augen und sprach leise: „Wir müssen sie verbrennen. Sie ist nicht mehr zu retten“.
Rupert riss erschrocken die Augen auf und sah zu ihr.
Unfug! Es gibt keine Hexenmeister und auch keine Untoten. Alles Gruselgeschichten“. Die Großmutter schloss die Augen, schüttelte den Kopf und verließ den Raum. Rupert wachte noch den ganzen Abend und die halbe Nacht an ihrem Bett. Mit einem Waschlappen kühlte er ihre Stirn, streichelte ihr immer wieder sanft über ihre kalte Wange. Irgendwann jedoch schlief er doch auf dem Schaukelstuhl ein, hoffend, dass es seiner Tochter am nächsten Morgen besser gehen würde.

Plötzlich ein lauter Schrei, der Rupert aus seinem Schlaf riss. Erschrocken drückte er sich hoch und sah direkt zum leeren Bett seiner Tochter.
INGRID?“, rief er laut durch das Haus. „INGRID WO BIST DU?“. Er bekam keine Antwort und machte sich auf die Suche. Er verließ das Zimmer, ging zur Treppe, die ins Erdgeschoss führte und rutschte direkt vor ihr aus. 
Was..z..?“ fluchte er und sah sich um. Er lag mitten in einer Blutlache. Aufgeregt drückte er sich wieder hoch und schaute sich um. Seine Augen weiteten und sein Mund öffnete sich, als er die Treppe herunter blickte. Das was er sah, verschlug ihm die Sprache. So etwas hatte er noch nie gesehen. An so etwas glaubte er nicht. Es waren doch nur Gruselgeschichten, dachte er. Seine Tochter aß ihre eigene Großmutter. Ihr Unterleib war aufgerissen und die Gedärme quollen raus. „Ingrid?“ flüsterte Rupert kaum hörbar. Ruckartig sah sie zu ihm und fixierte ihn an. Der Blick glich einem Raubtier, das ihre Beute gefunden hat. Ruperts Herz pochte. Diese Augen, dachte er nur. Plötzlich drückte sich Ingrid hoch und lief die Treppe nach oben. Sie wollte zu ihrem Vater, doch nicht, um ihn in den Arm zu nehmen, sondern um ihn in Stücke zu reißen. Sie war offensichtlich nicht mehr Herr ihrer Sinne. Nichts mehr war übrig von dem lieblichen Kind. Rupert wusste, dass es falsch war, nicht wegzulaufen, doch er sah immer noch seine Tochter hinter den toten Augen und dem blutverschmierten Mund. Sie war doch das einzige, was ihm blieb, dachte er nur. Seine Tochter sprang ihn förmlich an, bohrte ihre Zähne in seinen Hals und riss ein Stück Fleisch heraus. Rupert schloss seine Augen und schrie laut vor Schmerz. Er nahm seine Tochter so fest er konnte in den Arm und drückte sie an sich. Immer wieder biss Ingrid nach ihrem Vater und jedes mal drückte Rupert sie fester an sich. Tränen flossen seine Wange herunter. „Ingrid. Ich hab dich lieb.“ flüsterte er ihr schluchzend ins Ohr. Er bekam keine Antwort und verlor einige Augenblicke später das Bewusstsein.

Das ganze Dorf war mittlerweile hellwach. Panisch liefen die Menschen durch die engen Gassen, die vor einigen Stunden noch wunderschön in rötliches Sonnenlicht getaucht wurden. Sie flohen vor den Kranken die starben und wieder erwachten. Gerade wollte in einer Gasse eine Mutter ihr eigenes Kind fressen, da huschte eine schemenhafte Gestalt aus dem Schatten und köpfe die untote Frau mit einem einzigen geübten Schlag.

 Kapitel 2: Leben und Hoffnung

Gelandia starrte auf den brennenden Leichenberg vor ihr. All diese Leid. Warum nur, dachte sie sich. Warum stellen uns unsere Götter vor so eine scheinbar unmögliche Aufgabe. Mit tiefer Trauer erblickte sie einen Hund, in mitten des Leichenhaufens, der sie mit toten, traurigen Augen ansah. Mit aller Kraft versuchte sie ihre Gefühle zu bändigen. Vergebens. Eine Träne floss ihre Wange hinunter und traf auf ihre Lippen. Sie schmeckte zum ersten Mal das salzige Aroma. Eine Hand legte sich sanft auf ihre Schulter.
Gelandia, diese Lebewesen sind nun bei ihren Göttern, weine ihnen nicht nach“, versuchte Eldarion die Elfe zu beruhigen. Sie schloss ihre Augen und holte tief Luft.
Er wird dafür zur Rechenschaft gezogen Eldarion. Möge Vivynne meine Zeugin sein.“ Er nickte ihr nüchtern zu.

Nur wenige hatten dieses Gemetzel überlebt. Wären die handvoll Elfen nicht rechtzeitig aufgetaucht, würde niemand mehr leben. Sie hatten Erfahrung im Umgang mit der Seuche. Zuerst verbreitete sie sich auf dem westlichen Kontinent aus, auf dem es Elfen aber auch Orks schafften, sie einigermaßen einzudämmen. Jedoch war der östliche Kontinent nicht lange verschont geblieben. Und die Elfen wussten, dass die Menschen dem Chaos hilflos ausgeliefert wären. So machten sich einige wenige elfische Gruppen auf den langen Weg in den Osten, um im Verdeckten Beistand zu leisten.
Gelandia und Eldarion waren nun schon einige Wochen einem Hexenmeister auf der Spur. Jene waren ursprünglich starke und talentierte Lebewesen, die von mächtigen Dämonenfürsten verdorben wurden. Das Chaos hatte sich mittlerweile in der ganzen Welt festgesetzt und es gab nur wenige Völker, die stark genug waren, sich zu wehren. So sahen sich Gelandia und Eldarion dazu berufen, dem Chaos Einhalt zu gebieten.

Nachdem die beiden Elfen und ihre drei Gefährten die restlichen Überlebenden in ein nahes sicheres Dorf brachten, nahmen sie wieder die Spur auf, die durch einen Wald führte.
Der Wald wirkt wie ausgestorben. Der Hexenmeister kann nicht mehr weit sein.“ analysierte Eldarion die Situation, nachdem sie einige Stunden durch den Wald marschierten. „Nicht mehr lange und er wird seine gerechte Strafe erhalten“, entgegnete Gelandia ihm trocken. Plötzlich ein lautes Grölen. Eldarion zog rasch einen Pfeil aus seinem Köcher und sah sich angespannt um. Dann ein Schrei. Einer der elfischen Gefährten ging zu Boden. „Ein Bär!“, rief Gelandia zu Eldarion. Der zu Boden gegangene Elf hatte auf den Bären geschossen und ihn mit zwei Pfeilen durchbohrt. Jedoch hatte das den Bären nicht gestört. Mit einem schnellen Biss in die Kehle wurde dem Elfen sein Leben genommen. Lediglich ein Gurgeln war noch zu hören. Gelandia riss entsetzt ihre Augen auf. 
NEIN!“
Weitere Pfeile trafen den Bären, der aber nicht zu stoppen war. Die Elfe ergriff die Gelegenheit, zog ihr Schwert und schlug mit einem kräftigen und gezieltem Schlag den Kopf des Bären ab. Kurz herrschte eine bedrückende Stille.
Traurig sah die Elfe dann auf die Bärenleiche und auf ihr blutiges Schwert.
Wir müssen vorsichtiger sein“, Eldarion schloss die Augen des getöteten Elfen. „Der Bär hatte keine Anzeichen von Fäulnis. Er muss erst vor kurzem von der Seuche befallen worden sein.“, fügte er hinzu und sah sich aufmerksam um.
Sie ließen die Leiche zurück und machten sich rasch auf Weg. Sie rannten schnell jedoch auch vorsichtig durch den Wald, bis sie ihn verließen und am Rande des Waldes standen. Ihr Blick wendete sich gen Osten. Eine weite Ebene, in der ferne ein großes Gebirge. Am Rande des Gebirges eine mittelgroße Stadt. Sie brannte lichterloh. Die entsetzlichen Schreie waren trotz der Entfernung zu hören. Gelandia brach auf ihre Beine zusammen und Tränen flossen ihre Wange hinunter. Auch Eldarion senkte seinen Blick mit geschlossenen Augen.
Tagelang waren sie nun schon unterwegs ohne wirklich zu rasten, nur um Stadt für Stadt brennen und sterben zu sehen. Gelandia schüttelt den Kopf. 
Das darf nicht wahr sein.“. Wütend ballte sie ihre freie Hand zu einer Faust. „Das hat nun ein Ende.“. Sie erhob sich, starrte einen kurzen Augenblick gen brennende Stadt und lief dann in ihre Richtung. Eldarion hob schnell seinen Kopf, gab den anderen beiden Elfen ein Zeichen und lief ihr hinterher.

All das Leid. All die Zerstörung die Arkonval und seine Schergen über die Welt brachte, schien nicht spurlos an Gelandia vorbeizugehen. Sie war gefühlvoller als die meisten ihrer Artgenossen. Eine Schwäche aus der Sichtweise der Elfen. Eldarion war jedoch ihr treuster Gefährte. Ein Gefährte, der in einer besseren Zeit vielleicht mehr als das hätte sein können. Doch es war keine Zeit für Liebe und Harmonie. Es war die Zeit des Krieges. Es war die Zeit des Kampfes gegen das unersättliche und unerbittliche Chaos.

Kapitel 3: Zeit des Krieges

Langsam trabten die Reiter den Feldweg entlang. Sie hatten die Hauptstadt des Kaiserreichs vor einigen Tagen auf Geheiß des Hochmeisters des Paladinordens verlassen und waren auf den Weg nach Falkenschlucht, einer Stadt im nordöstlichen Teil des Ostkontinents. Großmeister Janred führte die ein Dutzend Paladine an. Unter ihnen waren viele, die noch nicht lange ihren Dienst im Paladinorden verrichteten. Neulinge, ohne viel Kampferfahrung. Janred hoffte, dass sie nicht wirklich etwas auf ihrer Reise begegnen würden.

Renaz war einer dieser Neulinge. Er trat dem Orden vor einigen Wochen bei und hatte erst vor kurzem seine Ausbildung abgeschlossen. Im Vergleich zu erfahrenen Paladinen war er in einfachen Situationen zu überheblich und in schweren noch nicht mutig genug. Viele Jahre gab es schon keinen richtigen Feind mehr, der junge Krieger wie Renaz vorbereiten hätte können auf das, was sie erwarten würde. Ein Krieg ohne Regeln. Ein Krieg der nur zu schnell nach dem Tode verlangte.

Großmeister Janred warf gerade seinen Blick weit in die Ferne, als er dort etwas sah. Er hob seine Hand als Zeichen, die Pferde zu stoppen und kniff dann seine Augen weiter zusammen.
Vertriebene“, raunte er leise zu sich selber.
Ihm war bewusst, dass diese Menschen sicherlich aus Falkenschlucht stammten. Und das hatte nichts gutes zu bedeuten. Er nahm die Zügel seines Pferdes und drehte es, sodass er einen guten Blick auf die restlichen Paladine werfen konnte. Neben ihm sattelte einer seiner erfahrensten Paladine, der ihn schon durch viele Kämpfe folgte. Tivien. Ein mutiger und edler Mann.
Die Menschen flüchten aus Falkenschlucht, Paladine.“, fing Janred mit seiner Rede an.
Was auch immer uns dort erwarten wird. Lokhandor wird sein schützendes Schild über uns halten und wir werden seine scharfe Klinge sein, mit denen er seine Feinde ins Chaos zurückschickt. FÜR LOKHANDOR. FÜR DAS KAISERREICH!“, er beendete seine Rede und riss sein gesegnetes Schwert in die Luft. Die anderen Paladine taten ihm gleich.

Als sie die Vertriebenen erreichten, hielten sie inne und versuchten Informationen aus ihnen herauszubekommen. Die Menschen sahen ängstlich aus. Selbst der Anblick ihrer heiligen Paladine konnte dies nicht ändern. Sie sprachen von einem alten Mann, der die toten kontrollieren kann und die Stadt ins Chaos gestürzt hat. 
Nachdem die Geschichten anfingen sich zu wiederholen, brach Großmeister Janred das Gespräch ab und ritt mit seinen Paladinen weiter. Es war nun kein langsames Traben mehr, sondern ein schneller Ritt. Denn er wusste, jede Sekunde, die verging würde ihnen neue Feinde bescheren. Zeit war nun ein wichtiger Faktor.

Als sie Falkenschlucht erreichten, herrschte dort Totenstille. Langsam und vorsichtig wagten sie sich durch den großen Steinbogen in die Stadt. Es waren keine Stimmen zu hören. Keine Vögel, die fröhlich zwitscherten. Die Stadt war wie ausgestorben. 
Nach ein paar Augenblicken standen sie auf dem großen Rathausplatz. Renaz schaute sich aufmerksam um. Niemand schien hier zu sein, der sie begrüßen könnte. Lediglich eine schemenhafte Gestalt hier und eine dort, die von einer dunklen Gasse in die nächste huschte. Zumindest dachte Renaz das zu sehen.
Großmeister. Wir scheinen zu spät zu sein. Die Stadt ist vollständig verlassen. Sie müssen geahnt haben, das ihnen ein Übel bevorsteht.“, rief er über den Platz zu seinem Großmeister.
Janred ließ seinen erfahrenen Blick schweifen.
Zu spät sind wir, doch alleine nicht.“, widersprach er seinem Paladin. Renaz riss seine Augen auf, griff zu seinem Schwertgurt und schaute sich aufgeregt um. Auch die anderen Paladine wirkten verunsichert.
Hier ist jemand!“, rief einer von ihnen, als plötzlich ein junges Mädchen aus der Gasse kam. Sie hüpfte fröhlich auf die Paladine zu. Ihr Gesicht wirkte hell erleuchtet. Sie wirkte befremdlich fröhlich.
„HALT!“, rief Tivien an Janreds Seite. Das kleine Mädchen hüpfte unbeeindruckt an den dutzend Paladinen vorbei zu Janred und blieb vor ihm stehen. Der Großmeister schaute zu ihr herab und schenkte ihr ein herzliches Lächeln. Wenn ein so unschuldiges Mädchen hier noch herum läuft, dann scheint der Ort doch verschont geblieben zu sein, dachte sich Janred. Er stieg aus seinem Sattel, kniete sich vor ihr nieder und nahm seinen Helm ab.
Wie ist dein Name, junge Frau?“, fragte er sie freundlich. „Lilieth“, antwortete sie knapp. „Und warum bist du hier ganz alleine? Wo sind deine Eltern?“, fuhr Janred mit seiner Befragung fort. Lilieth sah dem Großmeister tief in seine Augen. „Ich habe auf euch gewartet.“. Sie legte ihre Hände an die Schläfen des Großmeisters, der überrascht wirkte. „Es ist Zeit für dich auf der richtigen Seite zu kämpfen, Paladin.“, Lilieths ihre Augen wurden plötzlich pechschwarz.
„NEIN!“, schrie Janred. Die anderen Paladine zogen ihr Schwerte, doch es war zu spät. Arkonvals Chaos durchströmte den Großmeister und ließ ihn nicht mehr Herr seiner Sinne sein.
Los. Töte die anderen Paladine“, flüsterte Lilieth zu ihm. Janred richtete sich auf. Seine Bewegungen wirkten krampfhaft, beinahe wie eine Marionette. Es schien, als würde er im Inneren kämpfen, doch die böse Macht, die nun durch ihn floss war zu stark. Er zog sein Schwert, drehte sich um und ging mit erhobener Waffe auf Tivien zu.
Schnell. Schnappt euch dieses Mädchen!“, rief dieser zu den anderen Paladinen, bevor auch er sein Schwert griff.
Unerwartet strömten Untote aus den dunklen Gassen auf den großen Platz. Renaz und die anderen Paladine hatten keine Zeit mehr, sich das Mädchen zu schnappen. Sie mussten nun um ihr Leben kämpfen. Mit einem kräftigen Schlag versuchte Renaz dem ersten heranstürmenden Zombie den Gar auszumachen. Doch das Pferd schreckte auf und schmiss Renaz aus dem Sattel. Der Zombie sprang das Pferd an und riss es zu Boden. Drei weitere Untote stillten ihren Hunger an dem Pferd. Ängstlich robbte der junge Paladin weg und versteckte sich hinter einem Heuhaufen. Als er einen Blick auf das Schlachtfeld wagte, zitterte sein ganzer Körper vor Angst. Die restlichen Paladine kämpften gegen die untoten Horden, doch für jeden Zombie, den sie erschlugen, kamen zwei neue nach. Renaz sah, wie das junge Mädchen gehässig lachend in einer der dunklen Gasse verschwand. Dann entdeckte er Tivien, der gerade mit seinem Großmeister kämpfte. Es schien als würde er Janreds Schläge nur parieren, aber keinen Gegenangriff starten wollen. Renaz war zwar ein Neuling, aber dennoch wusste er, wie man kämpft. Er konnte genau erkennen, dass der erfahrene Krieger immer wieder die Gelegenheit verstreichen ließ Janred zu töten. Womöglich brauchte er Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Doch ihm war klar, dass nur der Tod seinen langjährigen Großmeister und Freund erlösen würde.

Dann, ohne lang zu zögern, nahm er sein Schwert mit beiden Händen vor die Brust, schloss die Augen und rief laut „LOKHANDOR. GIB MIR DEINE MACHT, UM DIESES ÜBEL ZU BESIEGEN!“. Sein Schwert fing an zu leuchten und erhellte den mittlerweile in Dunkelheit gehüllten Platz. Mit einem schnellen Schlag köpfte er seinen Großmeister und rammte dann sein Schwert in den Boden. Er kniete sich nieder und ließ seinen Blick über das Schlachtfeld schweifen. Dem erfahrenen Veteran war klar, dass diese Schlacht verloren war. 
Renaz sah gebannt zu Tivien, der langsam seinen Kopf drehte und Renaz tief in die Augen sah. Der junge Paladin war starr vor Angst. Er wusste nicht was er tun soll. Dann schloss Tivien seine Augen und schien in den letzten Augenblicken seine Lebens zu Lokhandor zu beten. Nur einen Moment später fielen die Untoten wie Ratten über ihn her. Renaz konnte den Anblick nicht ertragen und wendete seinen Blick ab. All seine Mitstreiter waren ehrenhaft gefallen im Kampf gegen Arkonval. Nur er verkroch sich wie ein Feigling hinter einem Heuhaufen. Renaz haderte mit sich selber und entschloss dann nicht als Feigling zu sterben.
Lokhandor, beschütze mich“,flüsterte er zu sich selber, erhob sich, zog sein Schwert und wollte gerade auf das Schlachtfeld laufen, als eine Hand ihn an der Schulter packte und zurückzog. Ängstlich hielt er sein Schwert vor sein Gesicht. Doch das was er sah, war nicht der Tod. Es war das reine Leben. Das Leben in einer Schönheit, die er noch nie vorher so sah. Es war das Gesicht einer Elfe, der Elfe Gelandia. Sie reichte ihm die Hand. Kurz zögerte Renaz, nahm die Hand dann jedoch und ließ sich hochziehen.
Ich bin Gelandia, Paladin. Wir sind nicht deine Feinde.“, sprach sie mit sanfter Stimme zu Renaz. Dieser schien wie in einem Bann zu sein und starrte die Elfe an.
Wir müssen sofort weg hier. Habt ihr das junge Mädchen gesehen?“, fragte sie Renaz. Dieser nickte nur und deutete auf eine Gasse auf der anderen Seite.
Wir müssen sofort in die Hauptstadt des Kaiserreichs und berichten was hier vorgefallen ist. Ich vermute, wir haben es hier mit dem schlimmsten Übel zu tun, was Arkonval zu bieten hat. Einem Dämonenfürsten.“. Renaz konnte sich aus seiner Starre lösen und fragte nur „Ein..was?“
Es ist jetzt keine Zeit für Erklärungen, Paladin. Wir müssen los“. 
Ein Zombie näherte sich gerade den beiden, als ein Pfeil seinen Schädel durchbohrte. Ein weiterer Elf hatte sich auf einem Haus positioniert und gab den beiden Rückendeckung.
Hier gibt es nichts mehr außer den Tod. Nun los!“, raunte Gelandia. Renaz nickte der Elfe zu und folgte ihr die dunkle Gasse entlang, raus aus der Stadt. 

Nach einer langen Reise erreichte die Gruppe aus Elfen und Menschen die Hauptstadt. Die ganze Stadt war in Aufruhr. Der Kaiser hatte jeden Krieger auf den östlichen Kontinent dazu aufgefordert, sich seinem Heer anzuschließen. Viele folgten seinem Aufruf, doch viele mussten auch schon ihr Leben geben. Auch Gelandia und Renaz schlossen sich dem Heer an. Sie wussten, dass sich der Ostkontinent an einem Scheidepunkt befand, an dem jedes Schwert, jeder Bogen und jedes Schild den Unterschied machen konnte. Doch Arkonvals wahre Macht kannten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Niemand kannte sie.