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Die Geschichte der Menschen

 

Quelle: Ninjatic

Aldyron

Die Sonne ging gerade auf. Die Nachtwächter, die auf den Wehrwällen an der Klingenküste marschierten, konnten sehen, wie sich langsam die Stadt Aldyron aus dem Nebel schälte. Die Tagwache kam zur Ablösung und konnte sich bereits auf gutes Wetter freuen. Das Sonnenlicht ließ die vielen Gebäude der Stadt erstrahlen. Außer Burg Drachenstahl, die dank ihres schwarzen Gesteins, aus dem sie gebaut war, das Licht geradezu schluckte.

Inmitten einer der beiden Öffnungen der Bucht der Klingenküste steckte ein altes Schiffswrack, und versperrte diese. Obwohl es nicht danach aussah, wohnte in dem havarierten Schiff ein alter Mann. Er war ein ehemaliger Marine-Admiral. Heute würden wieder die Kinder kommen um in Geschichte unterrichtet zu werden. In Ermangelung einer richtigen Schule auf Naheria war der belesene Admiral Gehennom die beste Option. Und er liebte diese Nebentätigkeit. Seiner eigentlichen Aufgabe den Hafen vor Piraten zu verteidigen musste er in letzter Zeit kaum nachkommen, da die See aufgrund der kürzlich vielen verschwundenen Schiffe als schwer befahrbar galt.

Einige Eltern behaupteten er würde den Kindern ein verzerrtes Bild der wahren Geschichte vermitteln. Ob man das glaubt, soll jeder für sich selber entscheiden.

 

Der Fährmann legte sichtlich genervt am Steg des Wracks an und verscheuchte die Kinder mit einem “seid froh, dass ich euch nicht ins Meer schmeiße, ihr Rotzlöffel!” von seinem kleinen Boot. Ein blonder Junge warf ihm noch einen halben Apfel aufs Boot, so dass das Gezeter des nun ablegenden Fährmanns noch eine Weile lang zu hören war.

Gehennom legte dem Bengel zur Strafe einen noch zappelnden Seestern auf den Kopf.

“Den behältst du da so lange bis du dich benehmen kannst, Junge. Hoffentlich kannst du ihn nicht erst in zehn Jahren abnehmen”. Die anderen Kinder lachten. “Lasst uns gleich anfangen, ich will zeitig essen. Es sind ein paar neue da, also erzähle ich am besten, woher wir Menschen kamen und wie wir Naheria entdeckten”.

Als der Himmel glühte

“Naheria wurde vor mehr als vierhundert Jahren von den Magiern der Academia Tasakaalia entdeckt. Wie ihr wisst, wurden der Academia vom Kaiserreich nach dem großen Bürgerkrieg eine Menge Einschränkungen und Verbote auferlegt. Doch der damalige Kaiser lockerte in Zusammenarbeit mit dem amtierenden Erzkanzler die Gesetze und ermöglichte ihnen ihre Forschungen wieder aufzunehmen. Natürlich immer noch unter strengen Gesetzen.

Eines Tages begann die Luft um die Akademie herum wellenartig in hellblauem Licht zu leuchten. Das war so hell, dass der gesamte Himmel zu glühen schien. Durch die Apparaturen ihrer Forschungsabteilung waren sich die Magier sicher, dass diese Wellen von einer gewaltigen, aber weit entfernten, magischen Entladung stammen mussten. Die Kristallpendel, welche die Stärke und Position von Schwankungen im Magiegefüge anzeigen konnten, zeigten alle an gespannten Ketten in die gleiche Richtung. Die Analysen ließen keinen Zweifel zu: Der Ursprung der Entladung lag weit im Westen, irgendwo im Meer.

Das erweckte das Interesse des damaligen Erzkanzlers. Auf seine Anweisungen folgend wurde eine Expedition zusammengestellt. Die gesamte Academia Tasakaalia war in heller Aufruhr - ein solches Ereignis hat es nie zuvor gegeben. Jeder wollte ein Teil der Expedition ins Ungewisse sein. Die fähigsten Kandidaten wurden jeweils von den obersten Fakultätsmitgliedern bestimmt und durften an der Expedition teilnehmen.

Da solche Forschungsreisen zu Schiff den Magiern alleine nicht gestattet waren, begleitete eine Delegation der Paladine die Gruppe. Die Magier wurden von der rechten Hand des Erzkanzlers angeführt, dem Großmeister der arkanen Forschungsabteilung.”

 

Der Admiral verlor sich in Erklärungen, wie Schiffe auf eine Expedition vorbereitet werden. Als die ersten Kinder drohten einzuschlafen oder anfingen fragwürdige Bilder in den Tisch zu schnitzen, verkürzte er den Abschnitt und erzählte kurz von der ereignisarmen Überfahrt, bis die Expedition am Horizont eine Insel erblickte. Naheria.

Das Unbekannte

Anschließend zeigte Gehennom den Kindern einen Abschrieb aus dem illustrierten Manuskript des Expeditionsführers der Paladine. Neben den Beschreibungen des Verlaufes der Expedition enthielt der Bericht eine Karte der Inselgruppe und viele faszinierende und erschreckende Skizzen der Kreaturen, die dort entdeckt wurden. Nun hörten die Kinder gebannt den Ausführungen des Admirals zu, als er aus dem Bericht vorlas und immer wieder aufregende Zeichnungen vorzeigte.

 

“Woche 3 Tag 2: Die blinden Sucher der Academia führten unser Schiff an der Küste entlang zum Ausgangspunkt der Anomalie. Diese unheimlichen Tunichtgute fangen langsam an, die Männer zu beunruhigen. Die Magier haben ihnen das Augenlicht genommen, so dass ihre Sinne für magisches Unheil empfänglicher wurden. Wir haben das Gefühl, diese Unholde blicken direkt in unsere Seele, wenn wir an ihnen vorbeischreiten. Lokhandor schütze uns!”

 

“Wie ihr seht, waren die Paladine wie heute nicht gut auf die Magier zu sprechen.“ fügte Gehennom hinzu.

“Woche 3 Tag 3: Wir haben uns entschieden den Ort des Ursprungs der Entladung nicht aus der Nähe zu untersuchen. Die Sucher bekamen alle starke Schmerzen und ihre Nasen besudelten durch ihr unheiliges Blut ihre Roben. Großmeister Podrek erzählte uns, dass die Dichte von irgendeinem Hokuspokus zu hoch sei und wir uns zur Sicherheit nicht näher an das Gebiet heranwagen sollten. Ich glaube ihm.

Wir entschieden uns das Expeditionslager südwestlich der Hauptinsel aufzuschlagen, auf einer kleinen Insel in Sichtweite des verfluchten Ortes. Von hier aus können wir die Ruinen einer Stadt sehen. Hier und da steigt noch Rauch auf und hier und dort flackern Unheil verkündende Lichter. Der Ausguck meldet, dass er durch sein Fernglas Leichen sehen kann. Elfen. Und tote Grünhäute! Wir müssen auf der Hut sein! Ich sende noch heute ein Ersuchen nach Verstärkung“.

 

Gehennom zeigte den Kindern auf der nächsten Seite eine Zeichnung einer grotesken Gestalt,die einst ein Bär gewesen sein könnte. Doch dem Wesen wuchsen Hörner und das Fleisch fiel ihm von den Knochen. Der Zeichner hatte großen Wert darauf gelegt, dass dem korrumpierten Bär überall widerwärtige Flüssigkeiten aus dem Körper liefen. Die Kinder machten große Augen und hielten sich gebannt an ihren Bänken fest.


“Wie ihr seht, stießen schon unsere ersten Forscher auf die Verderbnis Arkonvals. Auf der ganzen Welt kommt es immer wieder zu Sichtungen solcher und ähnlicher vom Chaos infizierter Wesen. Manche Gebiete wurden komplett von dieser Verderbnis unterworfen und dürfen nicht mehr betreten werden.”

“Es sei denn…”, er hielt kurz inne und machte ein finsteres Gesicht “man will sterben.”

“Ein solches Gebiet waren wohl auch die Ruinen, die die Expedition entdeckte. Denn laut dem Bericht erhoben sich die toten Elfen und Grünhäute wieder und wandelten als Untote umher. Auch der dämonische Bär von dem Bild und andere Abscheulichkeiten wurden in der Nähe der Ruinen gesehen. Die Ruinen standen inmitten einer Halbinsel, umgeben von  verdorrten Bäumen. Damals wie heute. Während die Expedition auf Verstärkung wartete, beobachteten sie das Gebiet mit wachsendem Interesse.

Einige Paladine und Magier wurden von den Befehlshabern dazu beauftragt die Insel abseits der verbotenen Zone zu erforschen. Allem Anschein nach war die Insel sehr fruchtbar. Allerdings war sie wohl bewohnt, wenn auch nur spärlich. In den Wäldern wurden viele frisch verlassene elfische Gebäude und Behausungen entdeckt. Doch eine der Forschungsgruppen auf der Insel kehrte mit verblüffenden Informationen zurück. Sie hatten Überlebende gefunden. Es waren Elfen und sie warnten die Menschen davor die Insel weiter zu erkunden.”

 

Theodama

 

“Den Berichten der überlebenden Elfen zufolge hatte die Insel noch andere Bewohner als Untote und missgestaltete Bären. Irgendwo sollte es noch eine große Ansiedlung der Orks geben. Darüber hinaus versteckten sich irgendwo auf der Insel, die, wie die Menschen nun von den Elfen lernten, Naheria hieß, noch ihre verfluchten Verwandten, die Dunkelelfen. Die qualmenden und nun von Untoten heimgesuchten Ruinen waren das Ergebnis eines heftigen Krieges zwischen den drei Fraktionen. Zu allem Überfluss sollte der Osten Naherias angeblich durch die Anwesenheit von Drachen nahezu unbesiedelbar sein.

 

Von den Worten der Elfen eingeschüchtert, zogen sich die Menschen der Expedition zurück um auf die Ankunft der Verstärkung zu warten. Der Außenposten der Magier auf der kleinen, sandigen Insel südwestlich der verfluchten Halbinsel wurde während der Wartezeit weiter aufgebaut. Wisst ihr, dass der Turm der Weisen genau an dieser Stelle errichtet wurde? So nahmen die Forschungen weiter ihren Lauf.

Bis ein Beobachtungsposten ins Horn bließ und eine große Schiffsflotte ankündigte. Es war die Hochseeflotte der Paladine des Kaiserreichs. Angeführt wurde diese Flotte von Theodama, einem der ranghöchsten Paladine zu dieser Zeit. Als das Flaggschiff anlegte, öffnete sich das Tor zum Frachtraum und die berühmte dritte Einheit der Kaiserkavallerie ritt auf ihren Pferden aus dem Schiff. Theodama ritt an der Spitze des Verbands. Er saß auf seinem schwarzen Hengst, der genau wie sein Reiter mit voller Plattenrüstung ausgestattet war und den er selbst gezähmt hatte.”

 

Gehennom kramte in einer kleinen Kiste herum und holte eine Zeichnung Theodamas hervor. Der Zeichner hatte die Rüstung und das Pferd sehr dunkel dargestellt, so dass sie einen starken Kontrast zur leuchtenden Klinge und dem Lichtstrahl, der den Paladin anstrahlte, darstellte. Im Hintergrund wurden große Schwingen angedeutet, die den Himmel verdunkelten. Die Kinder murmelten aufgeregt und flüsterten sich gegenseitig zu. Die Kinder, die die Geschichte bereits kannten, waren schon gespannt auf die Reaktion der Neuankömmlinge. Jetzt würde der gute Teil kommen. Die Legende des Drachenkönigs.

Gehennom legte die Zeichnung beiseite und begann wieder zu erzählen.

 

“Theodama lenkte die Expedition langfristig gesehen zum Erfolg. Natürlich ergaben sich für die zahlreichen Neuankömmlinge erste Probleme. Da die Magier weiter die sonderbaren Ereignisse auf der Insel erforschen wollten, sollten die vielen Mäuler gestopft werden, die auf der Insel jetzt ihr Lager aufschlagen mussten. So wurden kurzerhand viele Erkundungstruppen entsandt um einen Platz für eine temporäre Befestigung zu suchen und eventuelle Orks, wilde Trolle und Dunkelelfen zu erledigen.

Die Warnungen der Elfen abseits davon völlig ignorierend stießen die Truppen auch in den Südöstlichen Teil der Insel vor. Als sie den Fluss überquerten, stellten sie fest, dass in den großen Ebenen, die von Bergen geschützt wurden, tatsächlich keine alten Elfenansiedlungen zu sehen waren. Auf dem Weg zum Gebirge fanden die tapferen Leute viele Tierknochen. Die meisten sahen aus, als wären sie aus großer Höhe auf den Boden fallen gelassen worden.

Die zerklüfteten Felsen des östlichen Gebirges waren teilweise angeschmolzen.

Dort fanden die Truppen auch die Kleindrachenhöhle, die heute zum Eigentum der Drachenritter gehört. Es dauerte nicht lange, da tauchten einige äußerst aggressive Drachen auf. Laut den Berichten haftete ihnen Arkonvals Verderbnis an, weswegen Theodama kurz darauf den Befehl erteilte die Drachenhöhlen von allen Anzeichen des Chaos zu säubern. Er half sogar höchstselbst bei der Säuberung mit.

 

Die Paladine verloren beim Angriff auf die verdorbenen Drachen nicht gerade wenige Männer und Frauen, der Kampf wurde unter diesen heftigen Verlusten dennoch gewonnen.

Die siegreichen Paladine kamen teilweise schwer verletzt aus den Höhlensystemen. Theodama selbst hatte schlimme Brandverletzungen im Gesicht und ein Teil seiner Rüstung war unter der großen Hitze der Drachenflammen mit seinem Fleisch verschmolzen. Doch er lebte und umklammerte mit beiden Händen ein Drachenei, das er seinen Männern im Lager zeigte. Auf seine Anweisung hin wurden die Höhlen gesichert und viele weitere Dracheneier geborgen.

Er hatte als meisterlicher Zähmer die Idee, die ungeborenen und vor allem unverdorbenen Drachen großzuziehen und zu seinem Vorteil zu nutzen. Was er dann in den nächsten Jahren auch tat. Unter der Führung des nach einer Weile zwar vernarbten, aber genesenen, Theodama wurde unweit der Drachenhöhle eine Siedlung gegründet. Und sie nannten die Siedlung Aldyron, nach einem großen Kriegsmeister des Kaiserreichs.

Also begannen Theodama und einige seiner Untergebenen damit, sich um die Dracheneier zu kümmern. Mit dem Hauptaugenmerk darauf, die Forschungen der Magier auf der Insel streng zu überwachen.”

 

Erdrückende Macht

Auf dem Tisch im alten Schiffswrack lag nun eine weitere Zeichnung. Im flackernden Licht einer alten Öllampe zeigte Gehennom seinen Zuhörern sein Lieblingsbild. Am Fuß eines Berges kauerte ein Mann, das von Brandnarben entstellte Gesicht schmerzverzerrt und den Mund aufgerissen, als würde er schreien. Vor dem Mensch war das gewaltige Antlitz eines Drachen angedeutet. Das Auge größer als die Person. Etwas Unsichtbares schien ihn zu Boden zu drücken.

 

“Eines Nachts, eine Weile nach dem Kampf gegen die verfluchten Drachen, spürte Theodama wie ihn etwas zu sich rief. Er hatte nun das unstillbare Verlangen sein Kommandozelt zu verlassen. Er wimmelte alle Wachen ab, die ihn fragten, was er vorhabe. Er überquerte in einem langen Marsch alleine den Schwingenhügel, stolperte über die Tierknochen und verwesenden Kadaver, die damals noch überall auf diesem Inselteil verstreut waren und wanderte bis zum Morgengrauen, griff sich immer wieder an den Kopf und verzerrte das Gesicht vor Schmerz. Dann erreichte er Nydriaks Berg.

 

Die Schriften, welche diesen schicksalhaften Tag beschreiben, weichen voneinander ab. Alle geben als Quelle Theodama selbst an, aber wer weiß heute schon genau was damals wirklich geschah?

Doch sie sind sich in folgendem alle einig:

Theodama erreichte den Berg, nur mit einem Nachtgewand gekleidet und seinem Schwert an einem Stoffgürtel befestigt. Dort angekommen wusste er nicht, was ihn erwartete. Ein stetiges Grollen war zu hören. Ein weiteres ledriges Geräusch erklang, begleitet vom lauten Krachen, welches entsteht, wenn riesige Krallen auf Fels geschlagen werden. Der hochgewachsene Mann richtete seinen Blick auf den Berghang, der nun nicht mehr sichtbar war. Der Hang wurde von einem der größten uns bekannten Lebewesen vollständig verdeckt. Von einem Großdrachen. So selten, dass nur die Wenigsten behaupten können, einen gesehen zu haben. So gefährlich und mächtig, dass die Wenigen, die einen gesehen haben, noch seltener von ihnen erzählen können. Sein Name war Nydriak. Seine Atmung war laut und grollend und verbreitete eine wahnsinnige Hitze. Die Luft um den Großdrachen herum begann zu flimmern. Das unfassbare Wesen saß auf dem Berghang, fegte mit dem Schwanz Felsen beiseite als wären sie nur Kieselsteine und schaute auf den winzigen Mann herab. Als ob der dunkelgrüne Großdrache noch Eindruck machen müsste, entfaltete er seine Schwingen, die nun Theodamas Sicht auf den Himmel verdunkelten. Nydriak atmete noch einmal kräftig durch die großen Nüstern aus. Das Gras um den Menschen herum verdorrte und der Schweiß des langen Fußmarsches verdampfte sofort.

Theodama vernahm Nydriaks Stimme tief in seinem Innern. Er hatte das Gefühl zerrissen zu werden. Nun gaben seine Beine nach und er wurde von der Hitze, der Präsenz des Drachens und der Stimme in seinem Kopf völlig überwältigt. Was genau der Drache zu Theodama sagte ist nicht bekannt. Doch während Nydriak zu ihm sprach, schaffte er es langsam sich wieder aufzurichten und dem geistigen Druck der auf ihm lastete zu widerstehen.

Nydriak zollte dem vergleichsweise bedeutungslos kleinen Menschen seinen Respekt und gab ihm seinen Segen seine Kinder, die er vorher in der Drachenhöhle geborgen hatte, gegen Arkonvals Verderbnis in den Kampf zu führen.

Der Großdrache verließ den Berghang wie er gekommen war, das laute Geräusch der gewaltigen Schwingen war sicher bis nach Aldyron zu hören. Der Windstoß vom Schwingenschlag riss Theodama von den Füßen. Danach ging er benommen zurück. Von dieser Begegnung an war er ein anderer Mensch. Er begann ein völlig neues Pflichtbewusstsein zu entwickeln und er fühlte eine Verehrung Nydriak gegenüber wie zu nichts anderem in seinem Leben.

 

Nach seiner Rückkehr in die Siedlung erklärte Theodama zügig das gesamte Gebirge in dem der Großdrache hauste zum Sperrgebiet. Damals verhieß es für den, der sich von da an dem Gebirge näherte, die Todesstrafe. Auf das Brechen dieser eisernen Regel steht auch heute noch eine große Strafe, obwohl der Drache seit Jahrhunderten nicht gesehen wurde.”

 

Eines der Kinder fragte: “Ist Nydriak wirklich tot? Onkel Vilsemir hat gesagt, den hat’s dahingerafft.” Die anderen rutschten nervös auf ihren Stühlen hin und her. Wer weiß, welche Antwort sie am liebsten gehört hätten, doch Gehennom gab ihnen folgende, in völlig nüchternem Tonfall: “Es ist allgemein bekannt, dass Nydriak schon vor langer Zeit gestorben ist. Ein Wesen, das so groß und mächtig ist, würde auffallen. Wir müssten den Drachen von hier aus sehen und hören können, wenn er seine Höhle verlässt.” Der Junge, der die Frage gestellt hatte, schniefte und lehnte sich auf dem Tisch nach vorne um den Rest der Geschichte zu hören.

 

“Theodama verkündete den anwesenden Paladinen, was er erlebt hatte. Schon zu diesem Zeitpunkt fanden viele der Anwesenden, dass sich ihr Anführer an magischen Wesen, wie Drachen, seine Finger und mehr als nur das Gesicht verbrennen würde. Es soll auch Schriftverkehr mit den Paladinen des Imperiums stattgefunden haben um die Lage zu besprechen - natürlich wurde das vor Theodama verborgen.

Doch sie konnten ja alle nicht ahnen, was er wirklich vorhatte.”

 

Naheria blüht auf

Gehennom breitete nun eine alte Karte Naherias auf dem Tisch aus. Aldyron war noch viel kleiner und weder das Herzogtum Sinodah, noch Meannor waren eingezeichnet. Die Elfenruinen, der Magierturm, Nydriaks Berg, der Vulkan und die meisten Wälder waren auch abgebildet. Er deutete auf einen Wald südlich der Tempelmine, in der die Menschen damals gerade anfingen seltene Erze abzubauen. “Wisst ihr, was das für ein Wald ist?”, fragte er seine jungen Zuhörer.

“Der verbotene Wald, da wohnen die Waldelfen” war die verhaltene Antwort.

“Ganz richtig. In der Zeit nach der Gründung Aldyrons erkundeten die Paladine und Magier Naheria Stück für Stück und drangen auch in schwer erreichbare Gebiete vor. Langsam aber sicher erreichten auch weitere Siedler aus dem Imperium die Insel, da die Berichte der fruchtbaren und weitgehend unbewohnten Insel in Idrassa, dem Kontinent des Kaiserreichs, die Runde machten. So brachen auch unabhängige Leute auf, die Insel zu erkunden.

So wurde dann eines Tages eine Forscherin aufgegriffen, die bewusstlos auf einer Straße vor dem schroffen Gebirge der Tempelmine lag, mit einem Pfeil im Oberschenkel. Sie überbrachte den Bewohnern Aldyrons eine Nachricht von Elfen, die tatsächlich noch im Verborgenen lebten. Sie warnte davor den Wald zu betreten. Die Waldelfen duldeten niemanden in ihrem Wald. Falls sich doch jemand hineinwagen sollte, drohte ihm im schlimmsten Fall ein Pfeil - genau zwischen die Augen” sagte Gehennom und tippte einem der Kinder auf den Nasenrücken. “Es kommt ganz selten vor, dass wir einen von ihnen zu Gesicht bekommen. Ich an eurer Stelle würde dem Wald auf jeden Fall fern bleiben.”

Als nächstes zeigte er auf einen Ort weit im Norden der Insel. Dort, zwischen dem Wald und dem Gebirge war ein schiefes und krummes Holzgerüst skizziert. Fragend schaute er die Kinder an. Und ein Mädchen voller Sommersprossen rief fröhlich “Trolle!”

“Wieder richtig! Einige unserer Forscher trafen eines Tages auf den Trollstamm der Insel. Der Ort hat sich seitdem nicht geändert, da ihre Schamanen ihn normalerweise vor Eindringlingen schützen. Doch wie ihr alle wisst, sind die Trolle uns nun schon lange freundlich gesinnt. Viele von ihnen sind gegen Bezahlung in Diensten der Menschen. Als Lastenträger, Bauarbeiter, Schläger, Wachen, Söldner. Sie sind aus unserer Gesellschaft nur schwer wegzudenken. Die Siedler hatten damals also ganze Arbeit geleistet nicht allem feindlich gegenüber zu stehen, wie es normalerweise unsere Eigenschaft als Mensch zu sein scheint. Eigentlich nur schwer vorstellbar. Vor allem, da einige Trolle hartnäckig von Menschen erbaute Brücken zu ihrem Eigentum erklärten und Gold zur Nutzung verlangten. Aber die meisten bezahlen lieber ein paar Groschen, als die Arme abgerissen zu bekommen.

 

Wie dem auch sei. Während die Insel komplett erschlossen wurde, bauten die Magier den Turm der Weisheit, wie wir ihn heute kennen, unter Anleitung von Großmeister Podrek auf. Auch Magier der Academia Tasakaalia siedelten aus dem Imperium nach Naheria über. Es sprach sich herum, dass es neue, aufregende Dinge zu erforschen galt.

Die elfischen Ruinen waren allerdings auch Jahre nach der ersten Entdeckung noch zu gefährlich, als dass sie jemand erkunden wollte. Angeblich sollen einige abtrünnige Magier dennoch dorthin vorgestoßen sein, um unaussprechliche Forschungen an der Totenbeschwörung zu betreiben. Zumindest erzählen Paladine immer wieder davon. Merkt euch eins: Darauf steht die Todesstrafe. Ein Nekromant wird aber nicht nur von den Paladinen gerichtet, sie sagen auch, dass sie dafür sorgen, dass seine Seele zur Strafe auf Ewig im Chaos der Zwischenwelten herumirren soll. Und ganz ehrlich… ob ihr Gott Lokhandor dazu die Macht hat, wollt ihr nicht herausfinden.

 

Aldyron wuchs immer weiter. Die Paladine errichteten eine Festung aus dem schwarzen Stein des Gebirges, das die Drachen heute noch beherbergt. Von dort aus leitete Theodama alle Vorhaben auf der Insel, die die Paladine betrafen. Allerdings verbrachte er einen Großteil seiner Zeit damit, die bereits geschlüpften Drachen zu pflegen und sie mit seinen engsten Vertrauten zu dressieren. Viele der Paladine beobachteten ihn argwöhnisch und warteten nur darauf, dass er etwas Schändliches mit Magie anstellte, so dass sie ihn loswerden konnten.

Die Menge an Zuwanderern aus Idrassa bewirkte, dass die Gebiete um Aldyron herum nun nicht mehr von angenagten Kadavern und Knochen übersät waren. Stattdessen sprossen überall Gehöfte, Bauernhöfe und Wohnhäuser aus dem Boden. Die Markthalle wurde errichtet, wo sich heute alle Rassen auf neutralem Grund zum Handeln treffen. Priester fingen an, auf den Straßen lauthals ihre Predigten zu halten, bis endlich Tempel für die verschiedenen Götter errichtet wurden. Viele witterten große Geschäfte auf Naheria. Schmiede, Schneider, Schreiber, eigentlich alle Künstler und Handwerker taten dies. Auch Abenteurer, Schatzjäger und einfache Familien, die die Ferne suchten. Jene, die es sich leisten konnten und übersiedeln wollten, taten es auch. Deshalb ist Aldyron heute auch so prächtig. Die Fähigkeiten der Menschen und der wenigen Elfen, die es erwogen haben nach Aldyron zu ziehen, haben die Stadt zu dem gemacht was es heute ist.

Doch die Jahre des Wachstums sollten bald ein jähes Ende finden. Am Horizont zogen schwarze Wolken auf und beinahe wäre alles anders gekommen.”

Drachenkönig

“Theodama war nun fast jeden Tag in der ausgebauten Drachenhöhle, in denen sich die Pferche der Drachen befanden. Nach ein paar anfänglichen Fehlkonstruktionen wurde nun kein Holz mehr innerhalb der Höhlen genutzt. In der Drachenhöhle wurde beschlagener Stein verwendet, um die Bereiche abzutrennen. Die Drachen lebten dort und durften weiter oben im Gebirge sogar mit ihren Hegern und Pflegern nach draußen um dort gemeinsam zu jagen. Mittlerweile waren die Drachen geschlechtsreif und legten die ersten Eier. Die Menschen hatten es geschafft die Drachen der Insel zu bändigen und zu züchten.

Theodama war gerade dabei, einen Sattel für seinen persönlichen Drachen, den er von klein auf aufgezogen hatte, anzupassen. Die Drachen wuchsen sehr schnell und Ausrüstung für Drachen war bei Sattlern und Schmieden bisher noch keine Massenware und musste für jeden Drachen individuell angefertigt werden. Gerade als er versuchte den Sattel fest zu zurren, ertönte von den Stadtmauern, die noch nicht fertig gebaut waren, das Horn der Stadtwache.

 

Am Horizont marschierte, oder besser trampelte eine riesige Menge Orks auf Aldyron zu. Wir wissen bis heute nicht, wie es den Orks gelungen ist, all die Jahre unbemerkt zu bleiben. Doch sie lagen auf der Lauer. Beobachteten die Menschen und ließen sie gedeihen, um mehr Freude am Krieg zu haben.  

Mit bloßem Auge hat man wohl nur große Staubwolken jenseits des Flusses gesehen, an dem Astalyl errichtet wurde. Doch durch Ferngläser betrachtet wurde es klar. Die Wachen schlugen Alarm und die Armee der Paladine, einige Söldner, Magier, mutige Abenteurer und Krieger aus Aldyron machten sich bereit zur Schlacht. Theodama war es, der den offiziellen Befehl zum sofortigen Angriff gab. Seine rechte Hand, ein Stratege, befand es für unklug sofort anzugreifen. Doch Theodama beharrte auf seiner Entscheidung und sagte in einer Rede an alle Kämpfer, die gekommen waren, dass sie ihm vertrauen sollen.

 

Und so zogen die Krieger, nicht lange nach dem Ertönen des Signalhorns aus, um den Orks Einhalt zu gebieten.
Der Orkhäuptling sammelte seine gesamte Armee auf einer weiten Ebene. Dort wo heute das Wegekreuz ist, mit dem Tempel des Friedens und der Einigkeit darauf. Damals war dieses Flachland eine blühende Wiese. Die Schmetterlinge, Vögel und Tiere, die auf dieser friedlichen Ebene lebten, wurden nun von den Orks vertrieben, zertrampelt oder im Vorbeigehen gefressen.

Als die beiden Armeen dort aufeinander prallten, verwandelte sich das einstige Blumenmeer in ein Gemisch aus Schlamm, Blut und Stein.

 

Die Bürger Aldyrons fürchteten, dass dies das Ende sei. Die Massen drängten sich in Richtung des Hafens, in dem bei weitem nicht genügend Schiffe ankerten, um die Bevölkerung zu evakuieren. Erstaunt blickten die Flüchtenden in Richtung der Drachenfeste, als sie die Jubelrufe von Menschen und den Flügelschlag von Drachen hörten.

Vor der schwarzen Festung erhob sich ein dunkelgrüner Drache, dessen Schuppen im Sonnenlicht funkelten. Auf dem Rücken des Drachen saß Theodama in voller Plattenrüstung, mit einem langen, dunkelroten Umhang, der im Wind flatterte. Als der Drache über der Burg flog, löste Theodama symbolisch seinen Umhang und ließ ihn auf die Stadt fallen. Er erhob sein Schwert in Richtung des Schlachtfeldes und gab den Zügeln des Drachen einen Ruck.

Unter dem lauten Jubeln des Volkes flog Theodama in die Schlacht. So etwas hatte die Menschheit bis dahin nicht gesehen.

 

Die tapferen Kämpfer auf dem Schlachtfeld wurden von den tobenden Orks zurückgedrängt. Der Anführer wirkte zwar wie ein mörderischer Berserker, aber auch wie ein erfahrener Befehlshaber. Er hatte eine äußerst robuste und breite Statur, die ihn größer als seine Artgenossen erschienen ließ. Diese Orks hatten den Angriff von langer Hand geplant, wollten einen Kampf, den es sich zu Kämpfen lohnt, aber natürlich wollten sie auch gewinnen. Ob sie die Menschen einfach nur versklaven oder vernichten wollten, ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass der Plan des Orkhäuptlings aufzugehen schien. Jeder Zug der menschlichen Armee wurde mit einem unberechenbaren aber effektiven Gegenschlag beantwortet. Die Hoffnung der Männer und Frauen, die am Wegekreuz im Blut ihrer Gefallenen Kameraden kämpften, schwand.

 

Unter lautem Getöse brachte ein Feuerstrahl den Vorstoß der Orks zum Erliegen. Theodamas Drache flog mehrmals über das Schlachtfeld und brachte vielen Grünhäuten den Feuertod.

Die Angst der Menschen, die begriffen, was sie gerade sahen, wich neuem Mut.

Der Schrecken muss tief bei den Orks gesessen haben, doch der Orkhäuptling ließ sich nicht beirren und befahl seinen Schamanen den Drachen mit ihrer wilden Magie vom Himmel zu holen. Der Mensch auf dem Drachen hatte aber auch nicht vor noch länger in der Luft zu bleiben. Längst hatte er den Befehlshaber der orkischen Streitkräfte ausgemacht und steuerte den Drachen in dessen Richtung. Der Drache wich den magischen Geschossen der Schamanen aus und landete direkt vor dem gewaltigen Monster, das der Häuptling war. Theodama sprang vom Rücken des Drachen. Während sich das Schuppentier um die Handlanger des Häuptling kümmerte, Feuer spie, sie mit den langen Krallen zerfetzte und mit dem Schwanz wegfegte, stellte sich Theodama persönlich dem mächtigen Ork.

Während um sie herum die Schlacht tobte, verschoben sich die Linien zu Gunsten der Menschen. Theodama lieferte dem Häuptling einen prächtigen Kampf. Die Legende sagt, der Kampf endete, als Theodama die schartige Klinge des Monstrums mit seinem Bastardschwert spaltete und ihm die Waffe anschließend zwischen die Augen trieb.

 

Ohne ihren Befehlshaber hatten ließ die Koordination der Orks nach und sie verloren nun gegen die Kämpfer Aldyrons. Der Drache wütete auch weiterhin unter den nun fliehenden, kläglichen Resten der Ork-Armee.

Der Siegeszug kam in der Stadt an und der Jubel kannte fast keine Grenzen. Auf dem reichlich verzierten Platz vor Burg Drachenstahl stellten die Menschen den toten Körper des Orkhäuptlings zur Schau. Auf der Burgmauer saß der glänzende grüne Drache und blickte gelassen in die Menschenmenge. Und mit einem Fuß auf dem Kopf des toten Orks stand dort Theodama, der noch von den Spuren des Kampfes gezeichnet war. Doch die Bewunderung über diesen Mann war unübertroffen. Das Volk und auch die meisten Krieger stimmten in das allgemeine Jubeln ein und das Unfassbare geschah.

Das Volk, welches eigentlich dem Kaiserreich treu und ergeben sein sollte, krönte Theodama an Ort und Stelle zum König. Ein nie dagewesenes Ereignis. Viele Würdenträger der Stadt waren zugegen, bis auf die Stimmen einiger vereinzelter Anhänger Lokhandors und vieler Paladine, standen alle hinter dieser Entscheidung.

Jene, die mit dem neuen König nicht einverstanden waren, ließen ihrer Empörung freien Lauf. Doch gegen die Masse des Volkes hatten sie keine Chance.

So kam es auch, dass die Paladine und andere Kaisertreue nach einem Aufstand die Stadt verließen und sich zu einer abgelegenen Burg im Norden der Insel zurück zogen. Das war die heutige Burg Crylith, sie wurde einst von den Elfen erbaut, doch nun von den Paladinen genutzt. Dort entstand dann später das Herzogtum Sinodah, doch das ist Teil einer anderen Geschichte, die ich euch erzählen werde.”

 

Strahlende Zukunft

“Da viele der Paladine sich abwandten und lieber ihre Tradtition bewahrten, gründeten König Theodama, auch Drachenkönig genannt, und seine Anhänger den Orden der Drachenritter. Sie alle glaubten, dass die Schlacht unter dem Segen des Großdrachen Nydriaks stand. Sie waren die erklärten Beschützer der Stadt, nein des Königreiches Aldyron.

 

Die Abspaltung von den Paladinen sollte aber nicht ohne Folgen bleiben. Die Berichte erreichten später das Kaiserreich und der Kaiser entsandte einen Diplomaten samt Geleitarmee, welche per Schiff das neue Königreich erreichten. König Theodama erklärte sich bereit, ein Vasall unter dem Kaiserreich zu sein. Das brachte ihm tatsächlich viele Vorteile, da das Kaiserreich unserer ganzen Insel schon immer überlegen war. Der Kaiser hatte viele Vasallen und dank der Paladine auf Naheria hatte er auf der Insel immer viele Augen und Ohren, die ihn auf dem Laufenden hielten. Für ihn änderte sich nicht viel, er erhielt nach wie vor Abgaben und der König musste ihm in Kriegszeiten seine Armee zur Verfügung stellen. Im Gegenzug würde aber auch das Kaiserreich zu Hilfe kommen, sollte es die Situation erfordern.

 

Und damit sind wir am Ende unserer heutigen Geschichtsstunde, Kinder. Nächstes Mal reden wir über die drei Söhne des Drachenkönigs, das Herzogtum Sinodah und die Grafschaft Meannor.”

 

Gehennom winkte noch den Kindern hinterher, die vom Fährmann abgeholt wurden. Dies war seine Lieblingsgeschichte, da sie die Kinder in Erstaunen versetzte. Auch heute liebte die Bevölkerung Aldyrons zum Großteil die Legende des Drachenkönigs und sie verehrten auch den aktuellen König, der ein direkter Nachfahre von ihm war.

Nun setzte der alte Admiral sich in sein eigenes Boot und ruderte durch die Bucht zum Hafen, der im Moment fast brach lag. Vor der Küste hatten sich mehrere Seeungeheuer eingenistet. Die Handelsrouten wurden also nur noch spärlich genutzt und nicht alle der Abenteurer vom Festland, die nach Naheria wollten, kamen dort an. Er machte sein Boot fest, stieg aus und begab sich auf den Weg in Aldyrons Markthalle. Der nun amtierende König Tantalos II. hatte den Marktplatz bauen lassen. Er sollte als neutraler Grund fungieren, auf dem jeder zugelassen wurde, ungeachtet der Rasse oder des Standes. In der großen Markthalle angekommen, mischte sich Gehennom unter die Menge und hielt Ausschau nach dem Allerlei, welches von vielen Händlern lauthals angeboten wurde. Er blieb vor einem Troll stehen, der Feen zum Verkauf anbot.

 

Die Stadt hatte sich unter den Nachfahren des Drachenkönigs zu einem Schmelztiegel unterschiedlicher Völker und Rassen verwandelt. Immer wieder kamen Leute vom Festland und ließen sich hier nieder. Auf dieser Insel sind nach wie vor viele Geheimnisse zu lüften, denken sich die Abenteurer. In der Stadt gibt es Möglichkeiten aufzusteigen, denken sich aufstrebende junge Leute. Und es gibt Gold zu holen, sagen die Händler. Auch heute noch forschen unter der Aufsicht der Paladine die Magier im Turm der Weisheit, um die Geheimnisse der Magie und Arkonvals Verderbnis zu erforschen, was auch weiterhin Lehrlinge aus der Academia Tasakaalia aus dem Kaiserreich anzieht.

Doch das Reich ist im Wandel, der allseits beliebte König Tantalos II. liegt im Sterben und der Prinz, der eher als unnachgiebig als barmherzig gilt, soll seine Nachfolge antreten.

 

Doch die Bewohner Aldyrons glauben auch weiterhin an eine strahlende Zukunft.

 

Aus der Markthalle hörte man eine laute Unterhaltung, die aus dem Stimmengewirr herausstach.

“Nix, Kleinmann! Das sein Fee. Ich selbst sie gefangen! Da, guck! Flügel und alles. Wackelnase vorne dran sein.”
“Das ist eine Ratte, der Papierflügel angeklebt wurden!”

“Du mich nennen Lügentroll? Ich dir geben Rabatt!”

 

Die Sonne ging unter und Aldyron färbte sich im Abendrot, die Geräuschkulisse wurde leiser, doch aus den verschiedenen Tavernen konnte man ab und zu Gesänge vernehmen und manchmal flog jemand durch ein Kneipenfenster. Der Ruf eines Drachen war aus den Stallungen der Burg Drachenstahl zu hören. Und so endete ein langer Tag.