SERVER STATUS: IN ARBEIT

Die Geschichte der Elfen

Quelle: TomPrante

Leben in Frieden

Schon vor vielen tausend Jahren hatten sich die Elfen zu einer beachtlichen Hochkultur entwickelt. Auf dem großen Kontinent im Westen, heute Rokkatush, damals noch Veliel'atavien genannt, lebten sie im Einklang mit der Natur in Dörfern und Städten, die teilweise eher wie Wälder anmuteten. Für Außenstehende mochten sie sogar wirklich wie Wälder ausgesehen haben, da die Allsänger der Elfen Magie wirkten, um ihre Siedlungen vor fremden Augen zu verbergen. 
Doch all jenen, denen es erlaubt war die Siedlungen zu betreten, bot sich ein erstaunlicher Anblick. Die Unterkünfte der Elfen waren aus nahtlosem weißem Stein geschlagen und wirkten so, als seien sie natürlich in die Wälder hineingewachsen. Bestärkt wurde das durch die Weisung der Elfen, man solle Bäume zum Großteil in ihrem natürlichen Zustand belassen. So verschmolz die Elfenarchitektur mit der Natur und wirkte vor allem nachts im blau pulsierenden Licht der Leuchtquallenlampen wie aus einem Märchen. Tagsüber fielen die teilweise bunt angemalten Häuser und die großen, reich dekorierten Tanzplätze auf.

In Ylluda, der einstigen Hauptstadt der Elfen, stand inmitten des märchenhaften Treibens ein im Wind schimmernder Turm aus “besungenem Marmor”. Das war der Turm der höchsten elfischen Instanz, des Ältesten. Hier stand der Älteste Tag für Tag in einhundert Metern Höhe auf dem Balkon und ließ sich aus dem ganzen Land Informationen von Nachrichtenfaltern zuflüstern. Alle Führungspersonen der verschiedenen Berufe und Militärinstanzen holten sich ihre Ratschläge beim Ältesten ab. 
Die von ihm erdachte Art der Tarnung durch Allsänger-Magie hatte ihnen in den letzten Jahrhunderten die Orks Veliel'ataviens vom Hals gehalten. Das spielte den Elfen, die im Allgemeinen gegen das Töten jeglicher Lebewesen waren, natürlich in die Karten. Die Tarnung so vieler Siedlungen und der Hauptstadt wurde durch eine spezielle Anordnung der Tanzplätze auf dem Kontinent ermöglicht. Jedoch mussten zu jeder Zeit Allsänger Rituale durchführen, um die Illusion aufrecht zu erhalten.

Ylluda war sozusagen der Mittelpunkt aller Elfensiedlungen. Hier lenkte der höchste der Allsänger in seinem Palast unter dem Rat des Ältesten die Rotation seiner untergebenen Allsänger-Adepten. Der Quellmeister kümmerte sich um die Pflege der heiligen Quellen, welche inmitten der Stadt entsprangen und sämtliche Siedlungen mit heilendem Wasser versorgten. Die Sternenweber erforschten im großen Tempel der Göttin des Lebens Vivynne die Magie und versuchten seit jeher ihre Bande zu der Göttin durch Rituale zu stärken. Tierzähmer flochten Bande mit den Tieren der Wälder, arbeiteten mit ihnen zusammen in einer sich gegenseitig helfenden Beziehung. Handelskarawanen wurden hier organisiert und zwischen den Siedlungen des Kontinents herumgeschickt, bewacht von Kriegern der wenigen noch aktiven Kämpfer der Elfen.

Durch den lang anhaltenden Frieden waren die Generäle des elfischen Militärs langsam aber sicher durch ihre Dekadenz geschwächt worden. Sie lebten wie die normalen elfischen Bürger wie in einem wunderbaren Traum, in dem es nur darum ging, nie zu wenig Nahrung zu haben und sich fortpflanzen zu können. 
Das Militär hatte dennoch die Aufgabe, für den Notfall gerüstet zu sein. Doch im Lauf der Jahrhunderte glaubte niemand mehr an das Ende des Friedens.
Einige elfische Seefahrer hatten in diesen Zeiten von Gebieten mit endlosen Stürmen auf den Meeren und einem weit entfernten Kontinent berichtet, auf dem unter anderem sonderbare Lebewesen, sogenannte Menschen, lebten. Die Jahre vergingen, und es entstanden erste Kontakte zwischen diesen unterschiedlichen Völkern. Doch den elfischen Seefahrern war es untersagt, den Menschen ihre Herkunft preiszugeben.

So lebten die Elfen in Symbiose mit Natur, Tier und Magie, in heller Lebensfreude mit Tanz und Gesang, bis zum Ende der Zeit. 
So wäre es jedenfalls gewesen, wenn der Eindruck, dass die Elfen aus einem Märchenland stammten, sich bewahrheitet hätte.

 

Ruinen und Asche

Ylluda schimmerte im blauen Licht in einer warmen Sommernacht. Die Elfen gaben sich der Liebe hin, speisten, tranken, sangen und tanzten. Sogar ein nächtlicher Bogenwettbewerb fand gerade statt. Die besten Schützen aller Siedlungen waren zugegen und versuchten zu ermitteln, welche Ansiedlung den Meisterschützen des Jahres hervorgebracht hatte. 
Verträumt schaute der Älteste von seinem Turm auf die Früchte seines Schaffens. Diese Eintracht, dieser Friede, waren das Ergebnis seiner Bemühungen, die alten Elfenreiche zu einen, sämtliche Zwistigkeiten zu begraben und das Volk in ewigem Frieden alle Zeiten überdauern zu lassen.

Ein Grollen tief aus der Erde ließ ihn aufschrecken. Der Balkon unter seinen Füßen begann zu schwanken und er krallte sich am Geländer aus reichlich verziertem Marmor fest. Das Grollen wurde lauter, man konnte oben auf dem Turm die verängstigten Rufe aller Elfen der Haupstadt hören. Der Älteste hielt sich fest und konnte nichts weiter tun als zuzusehen, wie sein Volk Schutz suchte und aus seinen Behausungen rannte. 
Überall war das laute Klimpern der dekorierten Leuchter aus Glas zu hören, welche genau wie die Bäume heftig schwankten. Ein wahrer Blätterregen ergoss sich über die verängstigten Einwohner und wild vibrierende Blättermassen bedeckten das Land so weit das Auge reichte.

Ein Erdbeben dieses Ausmaßes hatte der Älteste noch nie erlebt. Gerade als er sich auf den Weg zur Treppe nach unten machte, vernahm er das Geräusch von berstendem Stein. Es krachte mehrmals laut und der Boden unter ihm neigte sich immer mehr. Der Turm zerbrach mit dem Ältesten an der Spitze.
Schockiert beobachteten die Elfen, die sich ob der Schwingungen der bebenden Erde nicht mehr auf den Beinen halten konnten, wie der große Turm Ylludas in drei Teile zerbrach. Die Spitze des Turms krachte auf den Platz des Bogenwettbewerbs und begrub ihn restlos mitsamt der Teilnehmer unter sich. 
In den Trümmern erlosch das Lebenslicht des Ältesten und mit ihm verließ auch sein Traum von Frieden diese Welt. 
Einstürzende Gebäude, entwurzelte Bäume und ausbrechende Feuer verwandelten die Stadt in Kürze von einem Märchenland in ein Massengrab aus Ruinen und Asche. 
Viele Elfen ließen an diesem Tag ihr Leben. Die geordneten Strukturen brachen zusammen. Wegen einer Laune der Natur. Das Beben war so gewaltig, dass viele Siedlungen auf Veliel'ataviens direkt davon betroffen waren. Die überlebenden Allsänger waren mit den plötzlichen Verlusten in den eigenen Reihen und der Störung des Tarnungsrituales völlig überfordert und konnten die Illusion nun nicht mehr aufrecht erhalten.

Die Elfen hatten keine Zeit für Trauer. Als am nächsten Tag die Sonne das gesamte Ausmaß der Katastrophe zeigte, waren es nicht nur elfische Augen, die erstaunt auf die Trümmer schauten.
Jemand hatte in der Nacht zuvor im freien Gelände Schutz gesucht und konnte so die Trümmer der Elfenstadt sehen. Bemerkt wurde er von den Elfen, die mit dem Bestatten von Toten und dem Räumen von Trümmern beschäftigt waren, nicht. Dieser Jemand war ein Ork.

 

Kriegshorn

Es hatte nur einen Ork gebraucht, um die anderen zu überzeugen, dass der orkische Glaube, die Elfen seien so gut wie ausgerottet, falsch sei. Die Grünhäute waren in Veliel'atavien ebenso weit verbreitet wie Elfen. Aber die Bau- und Lebensweise von Orks wurde von Erdbeben nicht stark beeinträchtigt. Es war eher, als wäre jemand in ein Hornissennest getreten. Die Orks waren jetzt besonders aggressiv und kampflustig. Ein fast in Vergessenheit geratener Erzfeind kam da genau richtig. 
In kurzer Zeit griffen mächtige Horden der monströsen Krieger die Elfen an allen möglichen Fronten an und stellten das seit Ewigkeiten nicht geforderte Militär der Elfen auf die härteste aller Proben.

Als die letzten Generäle bemerkten, dass der Krieg für sie unmöglich zu gewinnen war, begannen sie Überlebende des Hochadels, viele Meister aller Fächer und Bürger zu sammeln und in Sicherheit zu bringen.

Ein Licht in der Finsternis

Die flüchtende Gruppe aus Kriegern, Schützen, Allsängern, Adeligen, Männern, Frauen und Kindern erreichte eine elfische Hafenstadt. Mit dem Meer im Rücken hatte sie wenigstens nur eine Seite, auf der sie sich vor Orks verteidigen musste. 
Aber wie es das Schicksal so wollte, war in der Hafenstadt gerade die Rede von einer unglaublichen Entdeckung eines Seefahrers, welcher vor kurzem an Land ging. Ein Teil des Meeres, der seit Jahrtausenden wegen Stürmen als unbefahrbar galt, war nun plötzlich zugänglich und sie hatten eine Entdeckung gemacht. 
Eine Insel. Diese Insel lag Ewigkeiten inmitten eines Sturms. Sie musste also offensichtlich unbewohnt sein.

Voller Hoffnung brachen die Elfen also mit einer Schiffsflotte auf, um den Orks zu entkommen. Einige von ihnen wussten, dass sie ihr eigenes Volk im Stich lassen würden. Dass viele Siedlungen immer noch unter der Brutalität der Orks litten. Aber um die Zukunft des Volkes zu sichern, musste alles schnell gehen. Sie mussten ihre Zivilisation von Grund auf neu aufbauen. Deshalb nahmen sie so viele Schiffe voller Elfen, Werkzeuge, Waffen und Rohstoffe mit, wie sie konnten und hissten die Segel. 
Zu einem neuen Leben in Frieden und im Einklang mit der Natur.

 

Der Setzling

Die Seereise der vor dem Krieg flüchtenden Elfen war lang, aber weitgehend ereignislos. Bevor der Proviant ausging, erreichten sie nach der mehrmonatigen Überfahrt den Südwesten der größten Insel der Gruppe. Schon von den Schiffdecks aus konnten die Ankömmlinge sehen, dass die Insel üppige Wälder und scheinbar fruchtbaren Boden bot. Voller Hoffnung verließen an diesem Tag alle ihr Schiffe und errichteten die erste Siedlung der Elfen, die sie Valythia nannten. 
Drei Elfen des Hochadels wurden nach einiger Diskussion darüber, wie die neue Regierung aussehen sollte, dazu auserwählt, als Triumvirat zu regieren. Unter den Erwählten waren Quen Elisivh, die Erfahrenste der Allsänger, Geveth Na’drienne, der Anführer der Jagdtruppe und Ylvette De’Ardyn, welche die letzte direkte Nachfahrin vom letzten Ältesten war und damit von klein auf ausgebildet wurde, um die Geschicke der Elfen zu leiten.

Die Anfänge gestalteten sich wegen der lokalen Fauna anfangs etwas schwierig. Doch die Elfen waren im Umgang mit Tieren sehr begabt und nach nicht all zu langer Zeit verstanden sie mit den hiesigen Lebewesen zusammenzuleben. Darum kümmerten sich einige Forscher und Tierzähmer. Eine größere Gefahr ging von etwa 3 Meter großen Kreaturen aus, welche durch die Wälder liefen und die meiste Zeit wütend waren. Doch die Angehörigen des Jagdtrupps schafften es, die Wesen, welche später als Trolle bezeichnet wurden, aus den südlichen Wäldern zu vertreiben. 
Durch die natürliche Verengung der Landmasse wurde also eine allein den Elfen und harmlosen Tieren vorbehaltene Region. Die Grenzen wurden von da an vom Jagdtrupp und einigen Allsängern bewacht.

Während Valythia in der darauffolgenden Zeit in den Wald hinein wuchs und gedieh, berichteten die Späher weiter von den Entdeckungen auf der Insel. Aufgrund dieser Berichte wies das neu gegründete Triumvirat einige Zonen der Insel als Gefahrenzonen aus, die nicht betreten werden durften. Darunter zählten unter anderem einige Wyvern-Nester, uralte Höhlen, eine von unheimlichen Kreaturen bewohnte Wüste und ein bedrohliches Gebirge im Südosten der Insel. 
Letzteres wurde laut der Späher nämlich von einem Drachen bewohnt. Elfen waren bereits vertraut mit Drachen und wussten wie groß ihre Territorien normalerweise waren und hielten sich schon immer respektvoll aus deren Gebieten fern. Das Triumvirat entschied, dass das auch so bleiben sollte. Es gab keinen Grund für sie, weiter in das Gebiet vorzudringen, deshalb beschränkten sie die weitere Besiedlung der Insel auf den nördlichen Teil.

Das Triumvirat der Elfen entschied, die Insel Naheria zu nennen, was so viel wie “Beginn” oder “Neuanfang” bedeutete.

Zeitalter des Wachstums

Nachdem die Elfen auf ihren Erkundungen auf zivilisierte Trolle stießen, wurde die Expansion durch die neuen Verbündeten beschleunigt. Trolle konnten große Lasten tragen und hatten eine hohe Kampfkraft, was sie in der ungezähmten Wildnis zu einer willkommenen Hilfe machte. 
Forschungseinrichtungen,Tempel für Vivynnes Sternenweber, Jägeraußenposten und Ritualplätze der Allsänger wurden im Laufe der Zeit weitreichend auf Naheria errichtet. Aus einigen dieser Stätten wurden später sogar Dörfer. Das Elfenreich wuchs unter der Führung des Triumvirats erfolgreich weiter, während gelegentlich tatsächlich weitere Siedler vom Westkontinent übersetzten, da Ylvette veranlasste, einen Teil der Schiffsflotte zurückzusenden, um den zurückgelassenen Elfen die gleiche Chance zu bieten: ein neues Leben ohne die Orkbedrohung zu führen. 
Nördlich von Valythia, welche zu einer wahren Stadt angewachsen war, ließ Geveth eine Festung für die Jagdtruppe errichten. Diese Festung diente vor allem dazu, neue Rekruten auszubilden und um das Volk bei eventuellen Gefahren dorthin evakuieren zu können.

Aufgrund der geänderten Regierungsform entwickelte sich tatsächlich eine neue Elfenzivilisation, stärker und erfolgreicher, als es sich die meisten gedacht hatten. Einige Traditionalisten waren gegen die Änderungen an den Strukturen und wanderten ab, um ihr eigenes Refugium in einem Wald auf Naheria zu errichten. Diese traditionellen Elfen sollten später als Waldelfen bekannt werden. Bis auf weiteres schotteten sie sich aber von ihren Verwandten ab und lebten zurückgezogen im Geheimen ohne einen Blick zurückzuwerfen.
Dies war das Zeitalter des Wachstums und des Friedens und so vergingen die Jahrhunderte unter der Führung des Triumvirats, welches im Wechsel der Generationen natürlich immer wieder neu besetzt wurde. Die Gründungsmitglieder des Triumvirats jedoch sollten immer im Gedächtnis bleiben, als jene, die den Elfen eine neue Zukunft ermöglichten. Abkömmlinge dieser Elfen wurden weiterhin automatisch in den elfischen Hochadel erhoben und genossen allgemein ein höheres Ansehen als der gewöhnliche Elf.

Das Lied der Angst

Eines schicksalhaften Tages verdunkelte sich der blaue Himmel über Valythia von einem Moment auf den anderen und die Elfen auf dem großen Platz der Allsänger spürten, dass sich etwas in der Atmosphäre änderte. Alle Bewohner der Stadt stellten ihre Arbeit ein und blickten in Richtung der großen Statue von Vivynne auf dem Allsängerplatz. 
Schwarze Blitze zuckten über das aus besungenem Gestein bestehende Antlitz der Göttin des Lebens und ein lautes Donnern war in der ganzen Stadt zu hören. Das Geräusch das darauf folgte war noch lauter. Es war, als ob die Realität selbst zerrissen wurde, als sich direkt vor der Statue ein dunkles Portal öffnete, welches das Abbild Vivynnes zu einem glühenden Klumpen Gesteins zusammen schmolz.

Erschrockenes Fluchen und zurückweichende Elfen wiesen auf die Furcht hin, die alle Anwesenden verspürten, doch was anschließend aus dem Portal trat, sollte allen zeigen, was wahrer Schrecken war. 
Aus dem Portal trat ein Wesen, mindestens dreimal so groß wie der größte Elf, mit einem dürren, langen Körper, der nur mit einer tiefschwarzen, zerfetzten Robe bedeckt war. Die Arme waren so lang, dass sie von den schmalen Schultern fast bis zum Boden reichten. Der Kopf des Wesens bestand aus unzähligen Tentakeln und einer Masse an roten, zuckenden Augen. 
Das Wesen war Yor’Toth, Göttin der Angst.

Wahnvorstellungen und Halluzinationen von den schlimmsten albtraumhaften Kreaturen, die man sich nicht einmal vorzustellen wagte - die Welt wurde in den Augen der Elfen zu einer finsteren, verzerrten Höllenvision. Die Häuser und Straßen der Stadt wirkten auf bizarre Weise verdreht und verzerrt, während alle Schatten länger wurden und sich bewegten, sich in dämonische Gestalten verwandelten. Yor’Toths Erscheinung ließ Elfen mit schwächerer Psyche wahnsinnig werden. Einige kratzten sich die Augen aus, andere fielen in Ohnmacht, heimgesucht von schrecklichen Albträumen. Die Schreie vieler Elfen hallten durch die Stadt. Yor’Toth labte sich genüsslich und hoch amüsiert an dem Terror, den sie verbreitete.
Jene, die der Furcht widerstanden, wurden vor eine schwerwiegende Wahl gestellt, die das Schicksal der Elfen mit einem Schlag für immer änderte. Yor’Toth sprach zu den Elfen in einer Stimme, die der einer alten Frau ähnlich, doch zugleich auch tief verzerrt und eiskalt war.

“Zittert und fleht um Gnade!
Singt von eurem eigenen Untergang!
Sterbt und vergeht an eurer Furcht!
Oder kniet nieder,
Singt mit mir das Lied der Angst. 
Seid selbst die Angst, und Furcht bleibt etwas, das nur euren Feinden widerfährt.”

Der letzte Teil der Rede von Yor’Toth

Nach der Rede wusste Yor’Toth bereits, wie sich jeder einzelne Elf in der Stadt und der Umgebung im Innern entschieden hatte. Das göttliche Wesen schritt zurück ins Portal und mit einem schrecklichen Krachen verschwanden Yor’Toth, das Portal, die schrecklichen Halluzinationen und alle Elfen, die nie mehr eine solche Angst verspüren wollten. 
Die restlichen Elfen blieben in völligem Unglauben und Verzweiflung zurück. Familienmitglieder, Allsänger, Jäger und sogar einige aus dem Hochadel waren mit der Göttin verschwunden. 
Es herrschte pures Chaos unter allen Bewohnern. 
Das Triumvirat veranlasste sofort eine Notfallsitzung mit allen hochrangigen Allsängern, Sternenwebern und anderen freischaffenden Forschern aus den Außenposten. Eine sinnvolle Antwort auf das Geschehene konnten sie allerdings vorerst nicht finden.

Endlose Schlacht

Ein Jahr hatten die Überlebenden Zeit, um sich zu erholen. Späher sendeten Berichte von vielen Außenposten zum Triumvirat. Die verlorenen Brüder und Schwestern waren zurück. Doch angeblich seien sie kaum wiederzuerkennen. Ihr Haar war weiß und im Kontrast dazu hatte sich ihre Haut fast komplett schwarz, wie Ebenholz, verfärbt. Es war, als ob ihre Gesichter Licht schluckten. In der Dunkelheit sah man dann die leuchtend roten Augen der ehemaligen Elfen. 
Es war klar, dass diese Elfen keine Freundschaft brachten. Sie waren gekommen, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Einige Tage lang erreichte die Hauptstadt Nachricht um Nachricht von Entführungen, Mord und allgemeiner Verwüstung durch die Dunkelelfen; so nannten sie sich selbst. 
Die Jagdtruppen sahen sich außer Stande, überall gleichermaßen helfen zu können und wurden vom Kopf der Jäger, welcher im Triumvirat saß, in die Hauptstadt und die Jägerfeste zurückgerufen.

Die Dunkelelfen rotteten sich zusammen und konzentrierten ihren ersten organisierten Großangriff auf die Feste der Jäger im Norden Valythias. Ein großer Teil der elfischen Armee verteidigte erbittert die Mauern der Festung. Die Allsänger bildeten Chöre, um die angreifenden Truppen mit gebündelter Magie zurückzuschlagen. In kurzer Zeit verwandelte sich das umliegende Gebiet um die Festung in ein Meer aus magischen Flammen, verbrannter Erde und Blut. 
Während die Elfen weiter erbittert um die Burg kämpften, bewegte sich ein Teil der Dunkelelfenarmee am Rand der Schlacht vorbei in Richtung Hauptstadt.
Das Manöver ermöglichte den Dunkelelfen mit ihrer Hauptstreitmacht, die bislang verborgen war, auf die Hauptstadt der Elfen zuzumarschieren. Sie hatten sogar mehrere zahme Wyvern und Grottenbasilisken bei sich.

Im Namen von Yor’Toth stürmten sie die wunderschöne Stadt. In der grausamen Schlacht verloren zahlreiche Krieger und Bürger beider Seiten ihr Leben. Der aktuelle Kopf der Jäger Demiyon D’Layn stellte sich mehreren Dunkelelfen gleichzeitig im Nahkampf und fand einen ehrenvollen Tod, nachdem er mehr als zehn von ihnen den Kopf vom Körper schlug. 
Ein kompletter Durchmarsch konnte dank der elfischen Elitetruppen aus Allsängern und Jägern verhindert werden. So wurde das Massaker an diesem Tag nach einer langen und heftigen Schlacht doch noch gestoppt.

Die Dunkelelfen zogen sich einstweilen zurück. Auch die Feste der Jäger konnten sie nicht einnehmen, wobei dort noch mehr Verluste zu vermelden waren, als in der Hauptstadt. 
Am Horizont konnten sie die Feuer der Dunkelelfenlager sehen. Und sie hörten den schrecklichen Gesang. Eine Melodie, die jedem mehr als einen Schauer über den Rücken jagte. Das Lied der Angst.

Das Triumvirat rief alle Elfen, die fähig waren zu kämpfen, dazu auf, sich der Armee anzuschließen und einen Verteidigungsring im Norden, mit der Festung als Verstärkung, zu bilden. 
Der Krieg dauerte bereits mehrere Wochen, doch die Schlacht sollte bis hierher noch nicht ihren Höhepunkt erreicht haben.

Mech’erkesha

Mittlerweile war die Feste der Jäger von den Dunkelelfen eingenommen worden. Doch sie nutzten sie ausschließlich, um ermüdete Krieger auf den nächsten Angriff vorzubereiten. Die Elfen hatten immer noch nicht ergründet, weshalb ihre ehemaligen Verwandten unermüdlich angriffen. Einige vermuteten allerdings, dass es etwas mit dem Schüren von Angst zu tun hatte. Die Dunkelelfen hätten sie jederzeit überrennen können. Doch sie taten es nicht. Sie töteten ausschließlich Krieger und beschränkten sich auf das Entführen einiger Pechvögel aus der Zivilbevölkerung. Das gab den Strategen natürlich zu denken. Eine andere Lösung musste her und deshalb tagte das Triumvirat mit einer Riege an Beratern jeden Tag, um einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage zu finden.

Bevor sie zu einer Lösung kamen, rannte ein Bote durch die Tür des Ratsturms. 
Die Nachricht, welche er überbrachte, war dafür verantwortlich, dass elfische Chronisten diese Zeit als Mech’erkesha bezeichneten. Die Endzeit. Die Zeit des Untergangs. 
Die Orks waren da! Und sie kamen von der Meerseite.

Was war geschehen? Dunkelelfen im Norden, Orks im Süden. Ein Krieg mit drei Parteien. 
Als die Orks unter dem großen Pfeilhagel der Schützen der Elfen an Land stürmten, sahen sich die Behüter des Volkes dazu verpflichtet, die übrigen Bürger zu evakuieren. Der Anleger der Elfen lag glücklicherweise auf der Westseite der Landzunge und konnte so ohne größere Probleme erreicht werden. So entkamen einige Bürger und Adelige bereits während der großen Schlacht, um sich auf die geheime Insel im Norden zurückzuziehen, auf der bisher nur einige Sternenweber Forschungen betrieben hatten. 
Die Schlacht wurde hauptsächlich in und um die Stadt herum geführt. Elfen und Dunkelelfen waren gleichermaßen überrascht vom Auftauchen der Orks. Während die verwandten Völker sich gegenseitig bekriegten, griffen die Orks alles und jeden an, was sich bewegte. Elfen, Dunkelelfen, Wyvern, Hühner, egal. Sie hatten Spaß an der Sache und zogen brüllend und lachend über das Schlachtfeld. Als ob der Krieg noch nicht brutal genug gewesen wäre, hackten und schlachteten sich die Orks mit ihren zusammen gebastelten Äxten, Schwertern und Hämmern durch die Schlachtfelder und zerstreuten beide Armeen in alle Himmelsrichtungen. Auch die Orks waren nicht abgeneigt, hin und wieder einige Elfen zu entführen, um sie in ihren Lagern für niedere Arbeiten und andere Erniedrigungen einzusetzen.

In den folgenden Tagen wurden die Verluste auf allen Seiten in schwindelerregende Höhen getrieben. Die Elfen konnten sich nicht weiter zurückziehen, die Dunkelelfen konnten sich teilweise noch in der alten Jägerfeste schützen und nahmen weiterhin an den Kämpfen gegen die beiden Völker teil. Als alle drei Armeen eines Morgens in der Mitte der ehemaligen Hauptstadt, die jetzt schon zum Großteil in Trümmern lag, aufeinander prallten, setzte Lilven Fermur, der Allsänger im Triumvirat, seinen letzten Plan in die Tat um. Dies sollte beide gegnerischen Armeen mit einem Schlag ins Meer befördern und die Schlacht beenden.

Einhundert Allsänger stimmten zusammen mit Lilven den großen Gesang an. Ein Chor aus himmlischen Klängen, welcher in einer Kakophonie aus erschütterndem Lärm endete. Ein gleißendes Licht und der ohrenbetäubende Lärm beendeten tatsächlich die Kampfhandlungen auf allen Seiten. Die magische Entladung, die in der Mitte der Stadt stattfand, löschte aber nicht wie geplant nur die gegnerischen Armeen aus, sondern tötete mittels einer gewaltigen Explosion in einem weiten Umkreis Krieger aller drei Parteien. 
Die überlebenden Elfen flohen. Die Dunkelelfen hatten nun auch genug und zogen sich schnell zurück. Selbst die restlichen Orks hatten nun eingesehen, dass sie fliehen mussten, um auch in Zukunft noch kämpfen zu können.

Lilven war schockiert, dass der Plan nicht aufging und musste von einigen seiner Untergebenen getragen werden. Sie kamen am Westhafen an und blickten nicht zurück, als sie sich auf die Forschungsinsel im Norden zurückzogen.

Von den einst tausenden von Elfen waren nun nur noch wenige hundert übrig. Sie verbargen sich auf der eisigen Insel im Norden, glücklicherweise unentdeckt von Dunkelelfen und Orks gleichermaßen. Die Tarnmagie der Allsänger war gerade stark genug, um die Schiffe zu verbergen, welche vor der Insel ankerten. Nun musste der Rest des Triumvirats sich darum kümmern, den Rest des Volkes zu schützen. Die Moral aufrechtzuerhalten. Die Kultur, die sie sich erschaffen hatten, trotz der Umstände zu wahren.

Gelebte Vorsicht

Auf der Eisinsel war die Stimmung für die nächste Zeit sehr bedrückend. Doch die Elfen überlebten und rafften sich auf, um hier erneut ihre Heimat aufzubauen, im Verborgenen der Eisinsel. 
Viele Jahre später hatten sich auf Naheria bereits überall Menschen angesiedelt, die laut Spähern von der Krieg beendenden Explosion angelockt wurden. Die Orks lebten mittlerweile auf einer Insel im Meer westlich von Naheria. Die Dunkelelfen wiederum hatten mehrmals ihren Standort gewechselt und den Elfen war nicht bekannt, wo ihre furchteinflößenden Verwandten nun verweilten.

Bis auf vereinzelte Abenteurer, Forscher oder Händler verließ niemand die Eisinsel. Alle Elfen, die auswärts unterwegs waren, mussten uneingeschränkt das Geheimnis der Eisinsel bewahren. Selbst wenn sie dafür sterben mussten. Das war nun das Gesetz.

Freya war die Tochter des aktuellen Nachfolgers aus der Linie des ersten Ältesten im Triumvirat. Da sie auf einer Abenteuerreise durch Naheria, auf der sie sich weiterbilden sollte, aber unvorsichtig das höchste Gesetz der Verschwiegenheit brach, wurde sie verbannt. Auf dem Festland verliebte sich die junge Elfin nämlich in einen Menschen. Und diese Nähe brachte die Elfen in die Gefahr entdeckt zu werden.

Deshalb sollte sie nie wieder zurück zu den Eisinseln kommen, was die Nachfolge für das Triumvirat an dieser Stelle gefährdete. 
Was nun aus Freya wurde ist Teil einer anderen Geschichte…